
Kleine Orgelgeschichte der Schloßkirche

Die beiden heute in der Schloßkirche erklingenden Orgeln haben vier Vorgängerinstrumente, von denen uns Nachrichten vorliegen. Die älteste nachweisbare Orgel ist die, die der gute Komthur Johann von Gleichen – sein reich verziertes Grabmahl befindet sich im Chorraum der Schloßkirche – 1608 auf dem Sterbebett der Kirche stiftete. Der genaue Aufstellungsort, das Aussehen und der Erbauer sind uns nicht bekannt.
Um 1700 baute der französisch-stämmige Meister Reinhard Mezenius ein größeres Instrument, das aber schon 1738 wieder abgebrochen wurde, da es von Anfang an verderbt und verpfuscht war. Von der berühmten Orgel des Ulmer Orgelmachers Georg Friedrich Schmahl von 1739 stammt noch der heutige Prospekt. Die Orgel hatte 20 klingende Register auf zwei Manualen und tat bis 1933 uneingeschränkt seinen Dienst.
Dem Zeitgeist der damaligen Zeit folgend baute die Orgelfirma Gebr. Link in Giengen an der Brenz dann ein neues, mit einer Röhrenpneumatik ausgestattetes Instrument, das noch ganz dem Geschmack der Spätromantik entsprach.


Am Ende der großen, vierjährigen Renovierung der Schloßkirche 1982 entschied man sich erneut für einen Neubau, den man ebenfalls der Orgelfirma Gebrüder Link anvertraute. Vor allem die Große Orgel genießt heute über die Region Stuttgart hinaus einen guten Ruf als Instrument, das für die Rückbesinnung auf die Traditionen des 18. Jahrhunderts richtungsweisend war. Beide Orgeln der Schloßkirche werden betreut von der Nachfolgefirma der Gebrüder Link: von der Giengener Orgelmanufactur Gebrüder Link.
Literaturhinweise:
– Kleemann, Gotthilf: Die Orgelbaufamilie Schmahl, in Acta organologica BD. 7
– Kleemann, Gotthilf: Orgelmacher im ehemaligen Herzogtum Württemberg
– Archiv Giengener Orgelmanufactur
– Vökl, Helmut: Orgeln in Württemberg
– Vökl, Helmut: Die Orgeln der Schlosskirche St. Jakobus in Winnenden (vergriffen, Neuauflage im Entstehen).
Disposition der Chororgel der Schloßkirche Winnenden
Werk: Orgelbau Plum/Marbach a. N. 1986
Betreuung des Instruments: Giengener Orgelmanufaktur Gebr. Link
I. Manual C-g´´´ als Einzeltruhe spielbar geteilte Bass- und Diskantzüge Holzgedeckt 8´ B/D Quintade 8´ /D Rohrflöte 4´ B/D Quinte 2 2/3´ /D Prinzipal 2´ B/D Terz 1 3/5´ /D Quinte 1 1/3´ B/D II. Manual C-g´´´ als Tischorgel spielbar Gedeckt 4´ Spitzflöte 2´ Regal 8´ Pedal C-f´ bei ausgebauten Truhen ortsfest Holzoktave 8´ Holzflöte 4´ (als Transmission aus der Holzoktave um 12 Pfeifen erweitert) Manualschiebekoppel Koppel I/P |
Disposition der Großen Orgel auf der 2.Westempore der Schloßkirche Winnenden
Werk: Orgelbau Gebr. Link / Giengen a.d. Brenz 1985
Gehäuse: Georg Friedrich Schmahl d.Ä. aus Ulm 1739
Pflege des Instruments: Orgelbauwerkstätte Mühleisen /Leonberg
I. Manual Hauptwerk C-g´´´ Gedackt 16´ Prinzipal 8´ Rohrflöte 8´ Gemshorn 8´ Oktave 4´ Flöte 4´ Oktave 2´ Spitzquinte 1 1/3´ Mixtur 4fach 1 1/3´ Trompete 8´ II. Manual Schwellwerk C-g´´´ Hohlflöte 8´ Bordun 8´ Salicional 8´ Vox coelestis 8´ Oktave 4´ Holzflöte 4´ Blockflöte 2´ Sesquialter 2fach Mixtur 5fach 2´ Fagott 16´ Oboe 8´ III. Manual Kronwerk C-g´´´ Koppelflöte 8´ Prinzipal 4´ Rohrflöte 4´ Quinte 2 2/3´ Flageolett 2´ Terznone 1 3/5´+ 8/9´ Cymbel 3fach 1´ Krummhorn 8´ Pedal C-f´ Contrabass 16´ Subbaß 16´ Oktavbass 8´ Gedackt 8´ Octave 4´ Dolcan 4´ Hintersatz 3fach 2´ Bombarde 16´ Posaune 8´ |
Mechanische Register- und Spieltraktur, Setzeranlage; Tremulanten auf jedem Manualwerk; Temperierung: Neidhard 1724 „Für eine große Stadt“
Anfahrt
Mit dem PKW:
Von der B14 in die Bachstraße (Einbahnstraße) abbiegen, dann rechts auf der Schloßstraße bis zum Krankenhaus für Psychiatrie und Neurologie (Parkplatz), von dort wenige Schritte zur Schloßkirche.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Mit der S-Bahn S3 nach Winnenden, dann entweder zu Fuß in 15 Minuten über Kornbeck-, Markt- und Schloßstraße zur Schloßkirche oder mit dem Bus bis zur Haltestelle Ringstrasse (Linien 210/331/332/334/335/336/337/340) und zu Fuß über die Schloßstraße zur Schloßkirche.
Parkmöglichkeiten
Kostenpflichtige Parkplätze finden Sie auf dem Parkplatz des Klinikums Schloß Winnenden in der Schloßstraße.
Zugang
Barrierefreier Zugang ist über den Haupteingang der Schloßkirche möglich.